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Turner-Manager Heyelmann: "Bei allen Sendern viel investieren"
Am 5. Dezember starten Turner Classic Movies und Cartoon Network im deutschen Digital-Kabel. Im Gespräch mit DWDL.de gab Turner-Manager Heyelmann einen Ausblick auf Programm und Positionierung der neuen Sender
Herr Heyelmann, mit Turner Classic Movies und Cartoon Network startet Turner in diesem Jahr Sender zwei und drei in Deutschland: Was hat den Ausschlag für die Offensive gegeben?

Es gab in den vergangenen Monaten interessante Entwicklungen im Bereich des digitalen Fernsehens, so dass jetzt für uns der richtige Zeitpunkt gekommen ist um diese Marken zu etablieren. Unbegrenzter Platz herrscht auch im digitalen Kabel nicht, und durch das derzeitige Preisniveau der Pay TV Pakete dürfte es auch für die Plattformbetreiber schwierig sein, noch dutzende neue Sender aufzunehmen und gleichzeitig die Sender angemessen zu bezahlen.

Es fällt ja auf, dass inzwischen einige ausländische TV-Konzerne zaghafte Versuche in Deutschland wagen: Mit welchem Selbstverständnis tritt Turner jetzt im deutschen Markt auf?

Wir möchten in den Genres, in denen wir Spartensender aufbauen natürlich eine führende Rolle spielen, wie uns das auch mit Turner Classic Movies und Cartoon Network im Ausland geglückt ist. Und mit CNN sind wir in Deutschland auch bereits der führende internationale Nachrichtensender. Unsere Strategie beruht im Grunde darauf, die internationalen Erfahrungen, die wir sammeln konnten, genauso wie die weltweiten Ressourcen, auf die wir zurückgreifen können, mit den lokalen Anforderungen des deutschen Marktes zu koppeln. So starten wir beispielsweise die Filme im Abendprogramm bei Turner Classic Movies zur in Deutschland üblichen Zeit um 20.15 Uhr.



Trotzdem sind die Markteintritte großer internationaler Fernsehunternehmen bislang nur in der Sparte bzw. Pay-TV zu finden...

Man muss einfach sehen, was am meisten Sinn macht und auch realistisch in der Umsetzung ist. Ich glaube, dass Spartensender im digitalen Pay-TV sehr gut aufgehoben sind. Die Refinanzierungsmöglichkeiten sind attraktiver, als wenn man vollständig auf Werbung angewiesen ist. Zum anderen ist es zum jetzigen Zeitpunkt bei den Kapazitätsengpässen im analogen Fernsehen ohne einen anderen Sender aufzugeben nicht möglich, einen massenwirksamen neuen Free-TV-Sender zu etablieren. Ein Spielfilmsender, bei dem man Filme ohne Unterbrecherwerbung zeigen kann, bietet ohnehin einen großen Mehrwert und auch ein Kindersender ohne viel Werbung ist für Kinder wie Eltern attraktiv. In einigen Jahren, wenn der digitale Markt entsprechend gewachsen ist, werden die Reichweitengrenzen zwischen Free-TV und Pay-TV mehr und mehr verschwimmen.
Wen würden Sie bei Cartoon Network als Hauptkonkurrenten definieren?

Sicherlich sind alle Sender die Kinderprogramm anbieten eine Art von Konkurrenz. Seien es Super RTL oder der Disney Channel. Was die Reichweiten angeht, sind die direkten Wettbewerber aber natürlich eher im Pay-TV zu suchen, da dort der Kunde ja zahlt um gezielt Pay-TV zu sehen.

Wie positioniert sich Cartoon Network im Wettbewerb mit den nicht gerade wenigen schon existierenden Kindersendern?

Es wird immer gesagt, dass es nicht wenige Kindersender gebe. Im Vergleich zu anderen Märkten gibt es aber sehr wohl wenige Kindersender: England hat 23 und Frankreich, glaube ich, 22 Kindersender. Wir werden viele Eigenproduktionen auf dem Sender zeigen, die noch nie in Deutschland gelaufen sind, in Kombination mit bekannten Serien, die schon in unserem Fenster bei kabel eins oder zum Beispiel bei Super RTL gelaufen sind. Cartoon Network ist ein Sender, der Trends setzt und die neuesten Cartoons zeigt. Um die Frage schon vorweg zu beantworten: Wie grenzt sich Boomerang ab? Das ist eben genau die Differenzierung. Boomerang zeigt Cartoon Klassiker wie „Tom & Jerry" und „Familie Feuerstein“, Cartoon Network wird die neuesten Hits im Programm haben.

Was wird aus dem Cartoon Network-Fenster bei kabel eins?

Das Cartoon Network-Fenster bei kabel eins wird weiterlaufen. Es war bisher sehr erfolgreich. Vor allem stärkt es die Marke Cartoon Network. Die Reichweite, die kabel eins hat, die der Sender Cartoon Network am Anfang nicht haben wird, ist ideal für Crosspromotion, um neue Serien auf unserem Pay-TV-Sender zu bewerben. Das ist für uns die ideale Ergänzung - und so war das ja von Anfang an gedacht.


Wie sieht diese Crosspromotion aus: Zahlen Sie für Promospots oder gibt es einen Deal mit kabel eins?

Dazu geben wir keine Details heraus.

Der zweite neue Sender ist Turner Classic Movies (TCM), der bislang als paneuropäisches Signal schon in einigen Kabelnetzen zu empfangen war. Was unterscheidet die Version für Deutschland vom bisherigen englischsprachigen Kanal?

In jedem Markt variiert die Positionierung ein wenig. In Deutschland werden wir ein Spektrum von den älteren Kultfilmen bis hin zu Highlights aus dem neuen Jahrtausend zeigen. Wir haben dann die ganze Bandbreite an Filmen im Programm - ohne an den neuesten Filmen zu sparen. Beim paneuropäischen Signal hört das Repertoire in den 80ern auf. Das liegt auch an der Schwierigkeit Rechte für neuere Filme zu bekommen sobald sie diese über zig verschiedene Länder hinweg senden wollen. Da wir nun ein klares Gebiet haben und bereit sind, viel zu investieren, bietet uns das die Möglichkeit, genau das Programm einzukaufen, das wir wollen. Man fragt sich vielleicht, wie wir "Harry Potter und der Stein der Weisen" zeigen können. Nun, das ist ganz einfach: Wir haben die Rechte gekauft (lacht).
Da frage ich mich aber: Wie kann sich ein kleiner neuer Sender solche Filme leisten?

Bei allen Sendern werden wir viel investieren. Auch bei Cartoon Network werden wir mehrere hundert Episoden ins Deutsche übersetzen - das sind auch sehr hohe Anfangskosten. Genauso investieren wir viel in Filmrechte. Ich bin der Ansicht, dass man in Pay-TV auch viel investieren muss, um sich von anderen zu unterscheiden und letztlich sich dann auch durch steigende Abonnentenzahlen refinanzieren zu können. Wir investieren da Millionen, nur so können wir damit ganz klar den Spielfilmsender im Pay-TV schaffen, der es erlaubt die Welt des Film neu zu entdecken.

Bislang liefen Blockbuster wie "Harry Potter" oder "Herr der Ringe" im Pay-TV nur bei Premiere. Und jetzt kommt TCM mit einem solchen Line up...

Erstaunlich oder (schmunzelt)? Ich glaube, dass es nötig ist einen hochwertigen digitalen Spielfilmsender im Pay-TV zu starten. Es ist nicht so, dass ein neuer Film als erstes bei uns laufen wird, aber er wird nicht sehr lange brauchen bis er bei uns landet. Wir sind nicht auf "First View" fixiert. Das "Classic" im Namen von Turner Classic Movies steht nicht für alt. Es steht für Filme, die Filmgeschichte geschrieben haben - und das kann sehr schnell passieren. Sehen Sie beispielsweise "Herr der Ringe". Diese Triologie gehört schon jetzt zweifellos zu den Klassikern.

Können Sie weitere Filmhighlights nennen?

"Harry Potter und der Stein der Weisen" und "Herr der Ringe — die Gefährten" haben wir bereits kommuniziert. Dazu kommen natürlich auch Klassiker und Blockbuster vergangener Jahrzehnte. Fans neuerer Hollywood-Ware können sich aber z.B. auch auf den ersten Teil der "Matrix"-Triologie oder den Oscar-prämierten Film "Training Day" freuen.


Haben Sie mal bei Das Vierte angeklopft um sich den Slogan "Wir sind Hollywood" zu leihen?

(lacht) Wir sind nicht die Pay-TV-Variante von Das Vierte und auch nicht von Tele 5. Ich denke, dass wir uns vor allem darin unterscheiden, dass wir wirklich 24 Stunden Filme zeigen. Wir haben zwar auch Dokumentationen und Interviews, aber uns ist wichtig dass sich inhaltlich immer alles um den Film dreht. Wir haben bei TCM über 4.000 Spielfilm-Sendeplätze im Jahr, etwa 12 Filme am Tag. Das ist mehr als das Das Vierte und Tele 5 zusammen zeigen. Und dort finden Sie noch Teleshopping und Call-Ins. Da unterscheiden wir uns schon deutlich.
Also sendet TCM auch 24 Stunden?

Ja, der Sender wird auf 24 Stunden programmiert. Es gibt natürlich Wiederholungen aber es wird kein Schleifenprogramm geben. Wir haben genug Filme um wirklich gutes Programm zu machen. Das wird mit Themenspecials abgerundet. Dort zeigen wir dann Hintergründe und Interviews zu einem Film bzw. einem speziellen Thema.
Soll der Sender auch ein Gesicht in Form einer Moderatorin bzw. Moderators bekommen?

Das müssen wir sehen. Bislang haben wir noch nichts verkündet. Aber wenn wir beispielsweise nach England schauen: Der Oscarmonat wird beim britischen TCM mit einem Gesicht verknüpft. Das ein oder andere Special ließe sich auch mit Gesichtern verknüpfen, aber konkrete Planungen haben wir derzeit nicht.

Noch gibt es also keinen Kandidaten?

Nein, und es wird wahrscheinlich auch kein permanentes Gesicht geben. Möglicherweise nimmt man für ein Special ab und an ein Gesicht ins Programm. Mehr aber auch nicht. Die Filme sprechen für sich selbst, darauf liegt der Fokus.

Mit welchem Aufwand wird man für die beiden neuen Sender werben? Oder überlässt man die Vermarktung den Kabelnetzbetreibern?

Es wird eine Mischung. Wir werden den klassischen Marketingmix haben und sowohl direkt an die Kunden rangehen und auf der anderen Seite eng mit den Plattformbetreibern zusammenarbeiten. Wir werden online werben und auch mit Sponsorings arbeiten. All diese Kampagnen starten Anfang 2007 und werden über das komplette nächste Jahr verteilt laufen.


Wann erwarten Sie den Break-Even?

Das wird noch ein wenig dauern. Zunächst investieren wir.

Anfangs sind die Sender nur über die Plattformen von Unity Media zu empfangen. Wieso fehlt die Verbreitung über KDG?

Wir sind noch in Gesprächen mit Kabel Deutschland und anderen Plattformbetreibern. Wir wollen natürlich möglichst weit verbreitet werden.

Dann bleibt noch die letzte Frage: Wofür könnte - nicht ganz ernst gemeint - unser Kürzel DWDL stehen?

Das willst du lesen.

Herr Heylemann, vielen Dank für das Gespräch.