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Mannheim. Kabel BW rüstet sein Kabelnetz weiter auf. Ab Juli bieten die Heidelberger in der Rhein-Neckar-Region erstmals Internet mit 100 Megabit pro Sekunde an. Einen weiteren Schub erhofft sich das Unternehmen vom HDTV-Start spätestens Anfang 2010. Das erklärt der neue Vorstandschef Harald Rösch im Interview.
Herr Rösch, mit einer Satellitenschüssel kann man kostenlos alle wichtigen TV-Programme empfangen. Bei Ihnen kostet ein Einzelanschluss monatlich 16,95 Euro. Warum soll ich das zahlen?
Rösch: Weil das TV-Kabel weitaus mehr kann als die Satellitenschüssel. Wir liefern inzwischen einen echten Multimedia-Anschluss für schnelles Internet, Telefon und Digital-TV. In Zukunft wird unser Kabel darüber hinaus die beste Basis bieten, die neuen Möglichkeiten des Fernsehens zu nutzen, zum Beispiel das hochauflösende HDTV oder auch interaktive Angebote wie Filme auf Abruf oder zeitversetztes Fernsehen.
Aber werden denn diese neuen Möglichkeiten wirklich genutzt? Rund 70 Prozent Ihrer Kunden schauen doch noch immer analog Fernsehen, obwohl die Digitalisierung ihres Kabelnetzes längst abgeschlossen ist.
Rösch: Natürlich gibt es viele Kunden, denen die rund 40 Kanäle, die es analog gibt, ausreichen und die keine zusätzliche Set-Top-Box für den Digitalempfang im Wohnzimmer wollen.
Mal ehrlich: Wer braucht denn die rund 400 TV-Programme, die heute digital empfangbar sind?
Rösch: Sicher nicht jeder. Aber weitere Anreize, umzusteigen werden kommen. So bieten die öffentlich-rechtlichen Sender spätestens ab der Winterolympiade 2010 ihr Programm in HD-Qualität an und die Privaten wie RTL oder Sat.1 werden das auch tun. Dafür brauchen Sie Digitalfernsehen.
Und einen neuen Fernseher?
Rösch: Rund ein Fünftel aller Haushalte haben heute schon einen HD-tauglichen Fernseher, können aber die Möglichkeiten noch gar nicht nutzen, weil sie Analog-TV schauen, oder aber keinen HD-fähigen Receiver einsetzen.
Werden Sie die analoge Ausstrahlung irgendwann abschalten?
Rösch: Wenn es keine regulatorischen Verpflichtungen dafür gibt, werden wir den Kunden das analoge Fernsehen lassen.
Wagen Sie eine Prognose: Wie schauen wir in zehn Jahren Fernsehen?
Rösch: Dann wird es immer noch viele Menschen geben, die ganz normal analog fernsehen. Aber es dürften zusätzlich fast alle Filme auf Abruf und gegen Bezahlung zur Verfügung stehen, entweder von einem Dienstleister wie uns oder im Internet. Und dafür wird man ein Kabel mit großer Bandbreite brauchen.
Und das haben Sie?
Rösch: Ja, wir haben sogar das beste Netz in Deutschland. Unsere Kunden, die ihren Kabelanschluss auch für Telefonie und Internet nutzen, bekommen schon heute mehr Geschwindigkeit als bei der Konkurrenz, aber zu einem vergleichbaren Preis. Ab Juli führen wir in der Rhein-Neckar-Region sogar noch schnelleres Internet mit 100 Megabit pro Sekunde ein. Herkömmliches DSL bietet höchstens 16 Megabit pro Sekunde, VDSL kommt auf maximal 50.
Trotzdem hört man von Ihren Kunden immer wieder auch Klagen, weil etwas nicht richtig funktioniert...
Rösch: Vorwegschicken möchte ich, dass uns die Kunden in diesem Jahr bei einer Umfrage der "Computer-Bild" auf den ersten Platz in puncto Kundenzufriedenheit gewählt haben. Rund 85 Prozent unserer Kunden würden uns weiterempfehlen. Aber auch die Telekommunikationsbranche ist nicht perfekt und es gibt natürlich auch bei uns hin und wieder Probleme.
Welche denn?
Rösch: Wenn ein Bagger bei Bauarbeiten versehentlich ein Kabel durchtrennt, und dann das Fernsehen ausfällt, sind die Kunden sauer - das ist sehr gut nachvollziehbar. Auch die Netzmodernisierung war mit einigen Änderungen für die Kunden - zum Beispiel einen Sendersuchlauf - verbunden. Wir haben in den vergangenen Jahren 450 Millionen Euro investiert.
Werden deshalb die Gebühren für einen TV-Anschluss steigen?
Rösch: Solche Pläne gibt es momentan nicht.
Quelle:
http://www.morgenweb.de/nachrichten/wirtschaft/20090623_srv0000004374416.html